International Food Standard, IFS
Inhalt
Ziel: „…gibt den Abnehmern ein umfassendes Bild über die Stärken und Schwächen der Lieferanten.“
Der IFS wurde von Handelsketten entwickelt, die durch den Verkauf von Handelsmarken (private Label, graue Produkte etc.) in die Situation gekommen waren, rechtlich als Hersteller von Lebensmitteln zu agieren. Handelsmarken machten 2004 z. B. 20 % des europäischen und 45 % des englischen Marktes aus.
Herstellerverantwortung
Um das Risiko kalkulierbar zu machen, wurde eine Bewertungsgrundlage für die Qualität der Herstellung der Produkte benötigt. Dieser Standard sollte international gültig sein und Anwendung finden. Verschiedene deutsche Firmen haben sich unter dem Dach des HDE (Hauptverband des Deutschen Einzelhandels) engagiert. Verschiedene, international schon genutzte Standards, wurden bei der Erstellung des ISF ausgewertet und sind inhaltlich mit eingeflossen. Insbesondere der BRC Standard (British Retail Consortium) und die „Global Food Safety Initiative“ (GFIS) hatten einen starken Einfluss.
Die Betreiber, HDE und FCD, veröffentlichen im Mitgliederbereich eine Liste, in der zu jedem Produkt die zertifizierten Unternehmen mit dem Audit-Ergebnis aufgeführt sind. Läuft ein Zertifikat aus, wird der Hersteller ohne weiteren Hinweis aus der Internetliste gestrichen.
Engagierte Firmen:
Unter anderem Metro (D), Aldi (D), Lidl (D), Kaufland (D), TeGut (D), EDEKA (D), AVA (D), Globus (D), Walmart (US), Auchant (F), Carrefour (F), Geant (F), Croupe Casino (F), System U (F), Monoprix (F), Migros (CH), COOP (CH)
Die Version 4 wurde gemeinsam von dem HDE und dem FCD (Frankreich) entwickelt. Beide sind somit Halter dieses Standards. Die holländische ISA hat am Standard mitgearbeitet, belgische und polnische Firmen folgen. In Europa sind verschiedene Handelsgruppen, aber auf der Lieferantenseite, noch deutlich mehr produzierende Firmen, involviert. Der IFS ist keine europäische Lösung. Auch in den USA und Australien interessiert man sich dafür.
In Version 4 wird erstmals auch auf Allergene und gentechnisch veränderte Produkte reflektiert. Die Version 5 wird für 2006 erwartet.
Anerkennung des Standards
Der Standard erfährt große Aufmerksamkeit, da er einfach strukturiert, klar beschrieben und somit gut umsetzbar ist. Das Audit muss jeweils in Landessprache durchgeführt werden, wodurch auch gewisse Kulturunterschiede berücksichtigt werden. Die auditierenden Firmen sind normalerweise national/lokal tätig.
Der IFS hat sich von der Anwendung für Lieferanten von Handelsmarken erweitert, hin zur generellen Bewertung von Lebensmittellieferanten. Somit kommen alle Lieferanten großer Handelsketten mit dem IFS in Kontakt.
Die ISO Kommission hat mit dem Standard 22.000 einen ähnlichen Ansatz wie den IFS in Bearbeitung, der aber noch nicht fertig verabschiedet ist.
Inhalt des IFS
Der Standard regelt:
- den Ablauf des Audits
- Anforderungen an das Qualitätsmanagement (HACCP)
- Verantwortlichkeiten beim Produzenten
- Ressourcenmanagement, bezogen auf Personal
- Herstellungsprozess, komplett vom Anlagenbau bis zur Bodenbeschaffenheit
- Messungen, haben ein eigenes Kapitel!à hohe Wichtigkeit
- Anforderungen an die auditierenden Organisationen
Das Audit wird alle 12 Monate, bei Higher Level-Einstufung alle 18 Monate, durchgeführt.
Es dauert bis zu 6 Wochen bis das Ergebnis ausgewertet ist und von der HDE in das Netz gestellt wird.
Ablauf der Zertifizierung
Zertifizierungsantrag mit Verfahrensbeschreibung
1. Zertifizierungsantragsprüfung
2. Vertrag zwischen Betrieb und Audit-Organisation
3. Anmeldung
4. Audit-Durchführung
5. Vorläufiger Bericht (Danach hat der Proband 14 Tage Zeit zur Kommentierung
bzw. um einen Maßnahmenvorschlag zu erstellen)
6. Maßnahmenplan
7. Zertifizierungsentscheidungsfindung
8. Endgültiger Bericht
9. Zertfikatserstellung
Vier Bewertungsarten
a: 100 % Erfüllung
b: Geringfügige Abweichung
c: Nur ein geringer Teil des Kriteriums wird nicht erfüllt
d: Das Kriterium wird nicht erfüllt.
NA: Nicht zutreffendes Kriterium
Punktevergabe
Kategorie | Basisniveau | Gehobenes Niveau | Empfehlung |
A | 20 | 10 | 5 |
B | 15 | 7 | - |
C | 5 | 3 | - |
D | - | - | - |
Gliederung des IFS
Der Standard ist in fünf Bereiche gegliedert:
- Anforderungen an das QS-System
- Verantwortlichkeiten des Managements
- Ressourcenmanagement (Personal, Material und Einrichtungen)
- Herstellungsprozess
- Messungen, Analysen, Verbesserungen
Anforderungen an das Audit
Das Audit muss in Landessprache durchgeführt werden. Die Auditoren müssen nach
ISO 10514 ausgebildet und geprüft sein. Sie dürfen nur in jeweils speziellen Branchenbereichen prüfen, in denen sie die notwendige Fachkenntnis nachgewiesen haben. Es wird in sechs Hauptkategorien (Fleisch, Milch,….) und 17 Produktkategorien unterteilt.
Bewertung
Die Bewertung des Audits erfolgt in drei Kategorien:
Nicht bestanden
Basis bestanden
Higher Level bestanden
Das konkrete Ergebnis in Punkten oder Prozenten wird nicht über das Internet veröffentlicht, sondern muss vom Händler bei jedem Lieferanten angefordert werden.
Zu jedem Punkt existieren Fragestellungen zum Basic Level. Darüber hinaus werden teilweise Fragen zum Higher Level, bzw. empfehlenswerte Praktiken gestellt. Diese beide Ebenen müssen zum Bestehen nicht erreicht werden.
KO-Kriterien im Audit
Es gibt vier KO-Kriterien, bei denen Nichtbestehen zum Abbruch des Audits führt.
1. HACCP/QS System vollständig eingeführt
2. Engagement der Geschäftsleitung
3. Rückverfolgbarkeit
4. Erkennen und Umsetzen von notwendigen Korrekturmaßnahmen.
Um das Audit zu bestehen, müssen 75 % der Basisanforderung erfüllt werden. Higher Level erfordert 70 % der entsprechenden Punkte zu erfüllen. Ein Mayor, ein schwerer Fehler, kann ausgeglichen werden, der Grund muss aber sofort abgestellt werden.
Qualitätsmanagement
Der Auditor darf darauf hinweisen, wenn zu viele CCP’s dokumentiert sind. Werden wichtige Punkte von der QS nicht erfasst, wird dieses mit einem Mayor oder Punktabzug geahndet.
Ein Qualitätsmanagement gemäß ISO 9000 ist nicht zwingend, vereinfacht aber die Zertifizierung. Ein HACCP System ist absolutes „Muss“.
Die Auditoren sind angewiesen darauf zu achten, dass die Qualitätssicherung maßgeblich von der Geschäftsleitung mitgetragen und unterstützt wird. Sollte dieser Eindruck nicht entstehen, kann das Audit nicht bestanden werden.
Es wird, ähnlich EU VO178/2002, eine Rückverfolgung der Chargen verlangt. Dabei wird aber nur auf den Rohstoffeinsatz, nicht auf die Prozessdaten verwiesen. Lieferanten und Kunden müssen jeweils mit dem nächsten/vorhergehenden Schritt in der Kette erfasst werden. Hat der Lieferant keine Chargennummerierung für sein Produkt, vergibt der Verarbeiter eine. Ziel kann es z. B. sein, alle Produkte einer Charge innerhalb von einer Stunde aus dem Markt nehmen zu können, um nicht erpressbar zu sein. Dieses Ziel fordert der IFS allerdings nicht.
Sind kleinere Schwächen erkannt worden, muss ein effektiver KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) anlaufen, um die markierten Punkte abzuarbeiten.
Audit-Voraussetzungen
Das Audit dauert ca. 1,5 Manntage, abhängig von der Betriebsgröße. Auditieren darf nur ein Unternehmen, das sowohl die EN 45011 Zulassung, als auch die Anerkennung durch die HDE hat. Das zu auditierende Unternehmen darf den Auditor vor Beginn des Audits ablehnen. Alle Audits die ebenfalls auf EN 45011 basieren, dürfen parallel abgenommen werden. Wird eine grobe Abweichung festgestellt (Major), muss 0,5 Manntage nachauditiert werden.
Wichtige Punkte für die Messtechnik
In einer CIP-Anlage sind Leitfähigkeit und Temperaturmessung CCP’s. Es muss eine Datenerfassung, als auch eine regelmäßige Kontrolle des Systems stattfinden.
Glasbruch ist ein Major Fehler. Wenn Glas in einer Anlage verwendet wird, muss ein Glasbuch geführt werden.
Punkt 1.2.3.7.5
„Für jeden CCP muss ein eigenes, vom Mitarbeiter unterzeichnetes und mit Datum versehenes Überwachungsprotokoll vorliegen“.
Die Dokumentation der Daten von CCP (Critical Control Points) muss also fälschungssicher, analog zu FDA21CFR Part 11 erfolgen. --> Memograph S
Punkt 4.8.4.9.2
Werden kritische Produkte, wie zum Beispiel Babynahrung hergestellt, ist die Produktionswasserversorgung ein CCP. Ansonsten reichen bislang turnusmäßige Untersuchungen des eingesetzten Wassers. Online-Untersuchungen werden aber kommen. --> Analysatoren.
Punkt 4.14
Die Wartung und die Ersatzteilhaltung muss organisiert und dokumentiert sein. Es können ein System wie CompuCal™ oder andere Instrument Management Solutions eingesetzt werden, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Punkt 4.17
Kalibrierzyklen müssen im QS-System hinterlegt sein. Eine konkrete Vorgabe existiert nicht, es wird abhängig von der betrieblichen Relevanz kalibriert. CompuCal™ und die zertifizierte Kalibrierung, auch vor Ort, verschaffen diesbezüglich die richtige Basis, auch für die Dokumentenverwaltung.
Punkt 5.2.1
Wenn Temperatur ein CCP im Prozess ist, müssen eine redundante Messung oder ein selbstüberwachendes Gerät eingesetzt werden.
Kapitel 5 des Anforderungskataloges ist überschrieben mit Messen, Analysen, Verbessern. Ein KVP hat im Betrieb nur eine Chance, wenn richtig gemessen und ausgewertet wird. Die Dokumentation, sowohl der Anlagenstruktur, als auch der Wartung und der Messdaten wird deutlich vereinfacht, wenn ein durchgängiges System verwendet wird. Unter anderem verursacht die Einweisung der Mitarbeiter oder die Ersatzteilbevorratung weniger Aufwand.
Die Durchführung von qualitätsrelevanten Tätigkeiten kann in finanziell interessantem Rahmen an Firmen vergeben werden, die sich mit der von ihnen installierten Technik exzellent auskennen.
Die entsprechende Planung bei Neuinstallationen zahlt sich sehr schnell aus.